Roland Berger Studie zeigt: Finanzkraft der Energieversorger nicht
ausreichend für Umsetzung der Energiewende
München (ots) -
- Transformationslücke bedroht Energiewende : Nur 55 Prozent der 60 größten
europäischen Energieversorger mit ausreichender Profitabilität und
Finanzstärke, um die Energiewende aktiv voranzutreiben.
- Massive Investitionslücke : Bei Investitionsbedarfen von 1 Billion Euro bis
2030 können die Versorger nur 190 Milliarden Euro (20 Prozent) aus eigener
Kraft stemmen.
- Strategische Neuausrichtung erforderlich : Studie identifiziert vier
Unternehmenstypen mit unterschiedlichen Handlungsempfehlungen - von
aggressiver Diversifikation bis hin zum bewussten Investment-Stopp und einer
grundlegenden Überarbeitung des Geschäftsmodells.
Europas Energiewende steht vor einer kritischen Bewährungsprobe. Bis 2030
benötigt das europäische Energiesystem Investitionen von rund 1 Billion Euro -
für den Ausbau erneuerbarer Energien, die Modernisierung der Netzinfrastruktur,
neue Speicherlösungen, Wasserstoff-Technologien sowie die Digitalisierung des
Energiesystems. Trotz kontinuierlicher Fortschritte verfügen viele führende
Energieversorger nicht über die finanzielle Kraft, diese notwendigen
Investitionen zu stemmen. Dies ist das zentrale Ergebnis der neuen Roland Berger
Studie "Timing the energy transition" ( Download (https://content.rolandberger.c
om/hubfs/07_presse/Roland%20Berger_Timing%20the%20Energy%20Transition.pdf) ),
die erstmals die Transformationskraft der 60 größten europäischen
Energieversorger systematisch untersucht hat.
Die Studie zeigt: Da die Margen der Versorger in den vergangenen Jahren unter
Druck geraten sind und die Verschuldung steigt, wächst die Lücke zwischen
Investitionsbedarf und finanzieller Leistungsfähigkeit. Der Roland Berger
Transformation Indicator, der Rentabilität des eingesetzten Kapitals (ROCE) und
Verschuldungsgrad kombiniert, offenbart ein besorgniserregendes Bild: Nur etwa
55 Prozent der führenden europäischen Versorger erfüllen die
Mindestanforderungen für nachhaltige Transformationskraft.
"Den Unternehmen, die die Energiewende anführen sollen, gehen die finanziellen
Kräfte aus", erklärt Torsten Henzelmann , Managing Director bei Roland Berger
und Co-Autor der Studie. "Die Kapitalmärkte haben die intensiven Bemühungen und
Investitionen der Versorger in die Energiewende bislang nicht honoriert, sodass
die finanziellen Kapazitäten für die Fortsetzung der Transformation begrenzt
sind."
Vier strategische Archetypen mit unterschiedlichen Handlungsoptionen
Die Analyse gruppiert europäische Energieversorger in vier Kategorien:
"Transformation Powerhouses" (39 Prozent) verfügen über starke Finanzkraft und
große Anlagenbasen - sie sollten die Transformation aktiv vorantreiben und in
neue Technologien diversifizieren. Die "Locked-in Early Movers" (36 Prozent)
haben bereits massiv investiert, leiden aber unter sinkenden Margen und hoher
Verschuldung. Ihr Fokus sollte auf der Sanierung ihrer Portfolios und der
Entwicklung asset-leichter, serviceorientierter Geschäftsmodelle liegen.
"Reinforcers" (13 Prozent) mit soliden Bilanzen können als strategische Second
Mover auftreten und in ausgereifte Technologien investieren. "Restricted
Laggards" (12 Prozent) schließlich müssen sich auf Kostenkontrolle und
Effizienzsteigerung konzentrieren und möglicherweise strategische
Partnerschaften eingehen.
Marc Sauthoff , Partner bei Roland Berger und Co-Autor der Studie, betont: "Die
zentrale Erkenntnis ist eindeutig: Mehr Investitionen sind nicht automatisch
besser. Viele Versorger sollten derzeit von groß angelegten Investitionen
absehen und stattdessen ihre Profitabilität wiederherstellen. Die finanziell
starken Energieversorger müssen die Führung übernehmen - doch selbst ihre
Kapazität wird ohne zusätzliche öffentliche Finanzierung nicht ausreichen."
Die Studie zeigt auch, dass integrierte Versorger und unabhängige
Stromproduzenten (IPPs) unterschiedlich positioniert sind: 67 Prozent der IPPs
gelten als "Transformation Powerhouses". Alle analysierten Energieversorger
wurden als "Locked-in Early Movers" klassifiziert - ein strukturelles Problem,
da regulatorische Rahmenbedingungen nicht mit den Investitionsanforderungen
Schritt halten.
Die Studie wird ab Ende 2026 jährlich aktualisiert, um die Entwicklung der
europäischen Energieversorger kontinuierlich zu begleiten und die Lücke zwischen
heutigen und zukünftigen "Powerhouses" aufzuzeigen.
Über die Studie
Die Roland Berger Studie "Timing the energy transition" analysiert die
Transformationskraft der 60 größten europäischen Energieversorger über einen
Zehnjahreszeitraum (2015-2024). Mithilfe des eigens entwickelten Roland Berger
Transformation Indicators, der Rendite des eingesetzten Kapitals (ROCE) und
Verschuldungsgrad kombiniert, wird die finanzielle Leistungsfähigkeit der
Unternehmen bewertet.
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Quelle: dpa-AFX